Geburtstag im April

Audio

Bernhard «Berry» Peritz, * 11.04.1911, Rumänien † 11.02.2000, Zürich

Schlagzeug

Archivdaten von Bernhard Berry Peritz >>>

Bei den Jazzfreunden galt er als der "Gene Krupa der Schweiz", die Tanzfreudigen schätzten ihn seiner soliden Rhythmik wegen, und schliesslich an der Bar, da brillierte er als charmanter Unterhalter, hauptsächlich bei der anwesenden Damenwelt.
Bernhard "Berry" Peritz wurde in Rumänien geboren. Er war noch klein, als seine Familie nach Zürich, anschliessend 1919 in die USA emigrierte. Von der Neuen Welt enttäuscht, kehrte die Familie 1923 wieder in die Schweiz zurück, wo sie sich vorerst in Basel, dann endgültig in Zürich niederliess.
Fünf Jahre älter als Berry ist sein Bruder Hugo. Dieser begann in den USA eine Ausbildung als Violinist, die er dann in der Schweiz vervollkommnete. Der lebhaftere der beiden war allerdings Berry; Fussball interessierte ihn mehr als Musik. Unter sanftem Druck der Familie nahm er zwar Klavierunterricht, entschied sich jedoch bald für das Schlagzeugspiel.
Nach Schulabschluss durchlief Berry, wie zuvor sein Bruder, eine kaufmännische Lehre und verschaffte sich als Schlagzeuger in verschiedenen Amateurbands einen Zustupf zum Lehrlingslohn.
Im Mai 1934 trat er als Ersatz für den erkrankten Nesty Frey Zürichs damaliger Topband, den "Magnolians", die von Walter Baumgartner geleitet wurden, bei, wo auch sein Bruder als Saxophonist und Violinist mitwirkte. Nach einem zweimonatigen Gastspiel mit den "Magnolians" im Nachtclub "Broadway" in Amsterdam war er wieder auf der Zürcher Musikszene anzutreffen.
1937 war es ihm vergönnt, mit dem amerikanischen Tenorsaxophon-Giganten Coleman Hawkins aufzutreten und Schallplatten einzuspielen. Die in den Handel gelangten Schellackplatten werden bei Sammlern inzwischen zu Höchstpreisen gehandelt.
Bis Kriegsausbruch im September 1939 spielte Berry Peritz regulär in Fred Böhlers Quartett, so u. a. im Modetheater an der Zürcher "Landi".
Danach gründete er, zusammen mit seinem Bruder, das populäre Ensemble "The Berry's". Nach Ausscheiden von Hugo Peritz im Jahr 1947 stand die Band bis 1955 unter Berrys alleiniger Leitung.
Mit "The Berry’s" entstanden in den Vierzigerjahren eine Reihe von Schallplatten, die, von wenigen Ausnahmen abgesehen, bis heute leider nicht wiederveröffentlicht worden sind.
Später spielte Berry Peritz zusammen mit einem Pianisten, oft mit Dennis Armitage im "Atlantis" in Basel oder bei verschiedenen Gelegenheitsjobs, bis er sich aus gesundheitlichen Gründen vom Musikleben verabschieden musste.

[Otto Flückiger, fonoteca)

Erinnerungen von Berry Peritz (Auszüge)

Die frühen Jahre

Wir wohnten eine Zeitlang in Brooklyn, wo mein Onkel ein Theater leitete, allerdings wurde dort wenig musiziert. Ich ging dort nur meines Onkel wegen hin. Mein Bruder spielte schon als Knabe Violine und trat einmal mit einer Solonummer in New Yorks Carnegie Hall auf. Ich bin 5 Jahre jünger als mein Bruder und wusste damals noch nicht was Jazz ist. In der Schule gefiel es mir gut. Ich erinnere mich, ich kam mit einem Schulsack, wie man ihn bei uns so trug, daher, da wurde ich von den Schulkollegen ausgelacht: "This is a greenhorn!" Ich sagte daheim, ich wolle jetzt meine Bücher und Hefte auch mit einem Riemen auf der Schulter transportieren und wie die anderen Kids und Knickerbocker-Hosen tragen. Anderntags hiess es dann in der Schule: "Now you're an American".

1923 kamen wir in die Schweiz zurück und wohnten eine Zeitlang in Basel. Als Jude wird man mit 13 Jahren reformiert, dies geschah in Basel in der Synagoge, meine Mama und mein Bruder waren mit dabei. Der Vater war noch in Amerika geblieben, denn er hatte dort eine Icecream-Bar.

Wir zügelten nach Zürich, dort begann ich allmählich Schallplatten von Paul Whiteman, später auch von Benny Goodman und Gene Krupa zu hören. Letzterer war für mich der Grösste, obwohl es heute viele andere gute Drummer gibt, zum Beispiel der Schweizer Stuff Combe - ein fabelhafter Schlagzeuger, der leider viel zu früh gestorben ist. Die Platten, die ich hörte, gelangten durch meinen Bruder oder dessen Freunde in unser Haus.

Als ich etwas älter war begann ich Schlagzeug zu spielen. Die ersten Engagements die ich als Drummer hatte, waren im Grand Hotel Dolder, darauf war ich stolz. Das war lange vor meiner Mitwirkung bei Walter Baumgartner. Ich spielte nur Samstag und Sonntag, verdiente dabei mehr Geld denn als Bürolehrling. Dies war noch vor dem Jahr 1930. Ich erinnere mich, ich musste bei den Auftritten bereits einen Smoking tragen.

Hie und da spielte ich auch in der Tanzschule Traber. Sie suchten einen Drummer, und da ich langsam einen Namen bekam, erhielt ich den Job. Mit mir spielten immer Pianisten, die aber häufig wechselten. Mir gefiel der Job zwar nicht besonders gut, ich hatte jedoch Geld nötig. Oft war ich mit Morris Einhorn zusammen. Er arbeitete beim Verkehrsverein, nahe beim Bahnhof und holte mich am Arbeitsplatz ab, wenn im "Esplanade" oder in der "Sihlporte" gute Orchester wie etwa Marek Weber auftraten. Morris Einhorn sang auch einmal im "Esplanade" als Gast bei Dajos Belas mit. Ich erinnere mich, er sang "Little Girl", es war gut improvisiert. Morris spielte auch nicht schlecht Schlagzeug.

Walter Baumgartner und seine Magnolians

Walter Baumgartner war ein sehr guter Musiker und ein netter Mensch. Als wir in Holland waren, bekam er eine Offerte für ein Gastspiel in Deutschland. Am Schluss der Offerte hiess es: "Hoffentlich hat es nur Arier im Orchester". Da zerriss er vor den Augen seiner Musiker den unseligen Vertrag. Die Magnolians hatten einen Vertrag im "Walhalla" in St. Gallen. Da kam mein Bruder heim und fragte mich: "Berry kannst du morgen bei den Magnolians anfangen, unser Schlagzeuger Nesty Frey ist lungenkrank". Ich spielte dort gratis, ich wollte dass Nesty meine Gage bekommt, weil er krank war. Ich war schon damals ein Idealist, vielleicht habe ich ab und zu auch zuviel Idealismus gezeigt, dies wird ja nicht überall entsprechend gewürdigt! Ich war noch sehr jung, aber offenbar "haute es hin". Baumgartner fragte mich, ob ich bei den Magnolians bleiben wolle. Dies tat ich auch bis zum Zeitpunkt, wo das Orchester ins "Corso Varieté" berufen wurde.

In St. Gallen mussten wir auf eigene Rechnung spielen. Jeder sollte eine Reihe von Sitzplätzen überwachen und aufschreiben, wieviele Leute anwesend waren, damit wir hernach zu unserem Geld kamen. Dies waren noch Zeiten, doch wir hatten den Plausch am Spielen und haben deshalb vieles in Kauf genommen. Bei den Magnolians hatte auch ein Amerikaner mitgewirkt (1). Baumgartner war als Pianist dabei, der andere stand als Dirigent den Musikern vor und holte dadurch mehr aus dem Orchester heraus. Er war ein netter Typ, mit "Swing-Manieren", der wusste worum es ging, er war aber nicht sehr lange bei uns.

Ich war mit den Magnolians auch im "Casino de Montbenon" in Lausanne. Baumgartner ging dann mit der Band direkt ins "Corso" als Bühnen-Begleitorchester. Ich sagte: "Ich will dies nicht, ich möchte weiterhin vor Publikum spielen". So blieb ich in Lausanne und stellte mit Eddie Brunner ein Orchester zusammen, das für weitere sechs Monate dort auftrat.

Mit René Dumont

Ausserdem habe ich noch mit René Dumonts Orchester im Palace Hotel St. Moritz gespielt. Ich war noch jung und nicht sehr reif. Im Orchester sassen keine berühmten Leute, aber der erste Geiger, der war ein unerhörter Walzerspieler, er war auch einmal bei Marek Weber gewesen. Auch der Bruder von Rene Dumont war mit dabei, die beiden stritten zusammen häufig. Es war keine besonders gemütliche Atmosphäre. Um 12 Uhr gab es "Musik für die Gäste". Jeder Musiker musste mit dem Teller herumgehen und Geld sammeln. Als die Reihe an mir war, sagte ich "Herr Dumont, das mache ich nicht mit, ich will nicht betteln gehen, lieber verzichte ich auf meinen Anteil." - Betteln, sowas konnte ich nicht tun!

Das Café Matter in Engelberg ...

... war ein Begriff bei Musikfreunden, viele Leute aus Zürich kamen herbei. Frau Matter war eine nette, freundliche Frau. Der Sohn Herbert Matter war Fotograf, er fotografierte auf den Skiern und auf der Strasse. Er arbeitete immer "künstlerhaft" - von oben nach unten, auf den Knien von unten nach oben und so weiter. Dann hiess es immer, "dä spinnt jo, er söll doch normal fotografiere". Aber Herbert hatte bereits andere Ideen, er ging nach Amerika. Später schickte er seiner Mutter eine Zeitung mit einer Fotografie auf dem Titelblatt: "Foto von H. Matter, Engelberg"! Er schrieb der Mutter "gsesch, in ¨Ängelbärg händs mi usglacht, drfür bini jetz uff dr erschte Site glandet!"

Coleman Hawkins

Ich war nie mit Fred Böhler im Cafe Matter, hingegen spielte ich dort im Winter 1935/36 mit Coleman Hawkins. Hawkins hatte Mühe mit dem vielen Schnee, wenn er mit seinen Lackschuhen von seiner Pension ins Cafe Matter hinüberlaufen sollte. Wir wohnten am gleichen Ort und er telefonierte mir, er habe Angst, ich solle ihn auf dem Weg ins Cafe Matter begleiten. Hawkins war aber ein unerhörter Typ, mit einem fantastischen Ton auf dem Instrument. Einmalig auch, wenn er ans Klavier trat und seine Akkorde drückte. Er spielte nicht technisch, dafür aber harmonisch gut, er sang auch eindrucksvoll. Hawkins hatte auch Erfolg bei den Frauen, er sah imposant aus, war stets gut angezogen und spielte die Damen im Publikum mit seinem Instrument an. Wir verbrachten mit Hawkins eine gute, schöne Zeit. Wenn er "Body and Soul" spielte, kamen einigen Leuten fast die Tränen. Ich erinnere mich, als ich ihn zum ersten Mal sah: Ich sass im "Corso" auf dem Podium. Hawkins kam die Treppe herunter, trat zum Orchester und sagte "Berry ..." Ich war gerührt, ich konnte mich kaum mehr bewegen: der beste Tenorsaxophonist aller Zeiten kam auf mich zu! Man konnte ihn aber ärgern, wenn man ihn als "Negro" und nicht als "Colored Man" bezeichnete, das begriff ich natürlich. Als Jude habe ich selbst vieles erlebt, was nicht schön war.

Jewish people

Als Junge spielte ich in Gstaad Fussball bei den Young Fellows. Da kam einer von den Grasshoppers daher und wollte mich in seine Mannschaft aufnehmen. Ich füllte das Anmeldeformular aus und gab als Religionszugehörigkeit "Israelit" an. Da sagte er: "Tut mir leid, wir nehmen keine Juden auf!" Als wir aus Amerika zurückkamen, waren wir staatenlos, und da habe ich vieles einstecken müssen. Beim Völkerballspiel hiess es "der Jude dort soll doch mit anderen spielen". Ich ging heim und musste "brüele". Ich möchte aber an dieser Stelle nicht jammern, obwohl meine Mutter Bruder und Schwester in Frankreich verloren hat. Beruflich hatte ich aber kaum Schwierigkeiten. Auf der Bühne spielt die Zugehörigkeit keine Rolle. Ich hatte in meiner Band Spanier, Italiener, Deutsche und so weiter beschäftigt. Ich sagte zu ihnen, "bitte, tut mir einen Gefallen, sprecht nicht über Politik, macht eure Musik fürs Publikum; wenn ihr politisieren wollt, tut es zuhause, dann ist es eure Sache".

The Berry's

Ich habe fast in allen Lokalen in Zürich gespielt, im "Esplanade" während fast zwei Jahren; mit "The Berry's" und meinem Bruder im "Astoria," im "Hungaria", im "Esquire". Ich spielte gerne in Zürich, weil meine Mutter hier wohnte. Eigentlich hatte ich die Stadt Basel lieber, ich arbeitete gerne im "Singer", bei Herrn Ziegler, denn die Singer-Bar lief recht gut. Der erste Job mit The Berry's, die von meinem Bruder Hugo und mir gemeinsam geleitet wurden, war im "Esplanade" in Zürich. Len Baker, Oppliger, Marti, Jacquillard - ein guter Bassist - waren mit von der Partie. Dann spielten wir im "Chikito" in Bern, im "Casino" in Montreux, im "Maxim" in Genf und so weiter Im "Esplanade" waren wir so etwas wie ein Hausorchester, während zwei Jahren konnten wir dort fast regelmässig auftreten. Unsere Platten wurden allesamt im Kongresshaus in Zürich aufgenommen. Der damalige Aufnahmeleiter kam allerdings "nit drus," er sagte immer und zu allem: "s'isch in Ornig, s'isch in Ornig!"

Später trat mein Bruder in Basel dem Radio-Orchester von Cédric Dumont bei. Ich übernahm die Leitung der Berry's. Mein Bruder hatte grosse Bedenken, er meinte, ich würde mich viel mehr für Mädchen und weniger für Musik interessieren, doch als er uns später einmal hörte, war er sehr zufrieden mit mir.

Als Leader von The Berry's habe ich Erfolg gehabt, den ich mir selbst nicht zugetraut hatte. Ich war zehn Jahre im "Palace Hotel" in Lausanne engagiert. Aus einem vorerst einmonatigen Vertrag wurden schliesslich zehn Jahre! Es waren gute Leute in meinem Orchester: Pierro Paganelli sass am Klavier; er ist ein guter Freund von mir geblieben. Wir waren im Trio beim Jazz-Festival San Remo eingeladen, Paganelli und Jacquillard am Bass waren mit dabei (dort spielten auch das Modern Jazz Quartet mit Kenny Clarke, letzterer wurde ebenfalls ein guter Freund von mir).

Ich spielte sieben Jahre im "Palace-Hotel" in Gstaad; ich hatte gute Engagements und bin überall immer wieder prolongiert worden. 1964 war ich mit einem eigenen Orchester auch an der EXPO in Lausanne. Das war bereits das zweite Mal, dass ich an einer Landesaustellung spielen konnte (Das erste Mal war ich 1939 mit Fred Böhler im "Modetheater" in Zürich).

Da kam einmal ein Agent, der angeblich Hazy Osterwald in Deutschland berühmt gemacht haben wollte: "Herr Peritz, ihr Orchester gefällt mir, ich möchte etwas aus Ihnen machen, jetzt warte ich nur noch auf ihre Show". Ich antwortete: "Da gibt es überhaupt keine Show!" Auch der Patron kam und sagte: "Herr Berry bleibt bei mir, er muss keine Show machen, er macht sich auch ohne Show sehr beliebt!" Eine Show abziehen, das konnte und wollte ich nicht tun. Ich suchte immer den guten Kontakt mit den Gästen, dies mit Witz, Humor und Charme. Und dies war meine Stärke.

Im "Palace" in Gstaad fragte mich Sadri Khan, der Sohn von Agha Khan, ob ich ihm Schlagzeugstunden geben würde. Ich sagte zu, aber über den Preis wurde nicht verhandelt. Morgens um 11 Uhr gab ich ihm im Ping-Pong-Saal eine Stunde lang Unterricht. dies während etwa ein bis zwei Monaten. fast jeden Tag. Dann kam der Abschied, Er sagte zu mir: "Was bin ich Ihnen schuldig?" Ich sagte: "Ich überlasse es Ihnen, geben Sie mir, was Sie als angemessen betrachten". Am folgenden Tag reiste die Gesellschaft weg. Der Concierge sagte zu mir, Herr Khan lasse mich noch grüssen, er sei jetzt abgereist... Ich bekam keinen Rappen! Es gibt jedoch eine Fortsetzung dieses "Romans": In Zürich besuchte Herr Khan einmal den Zirkus Knie, dann kritisierte er in der Zeitung, die Tiere würden im Zirkus misshandelt. Daraufhin schrieb ich ihm einen Brief (auf englisch) mit dem Inhalt, "es sei ja sehr schön, dass er sich so tierfreundlich zeigen würde, ob er sich auch erinnern könne, jeden Tag bei mir "Gratisstunden" genossen zu haben? Er schrieb mir zurück, "dies ist inzwischen verjährt", aber er schicke mir etwas zu. Es kam ein Aschenbecher...

Herr Scherz vom "Palace" in Gstaad, war ein korrekter Patron, er zahlte gut; man musste bei ihm allerdings hart arbeiten. Wir mussten spielen, bis der letzte Gast weg war, auch wenn dies erst morgens um vier Uhr gewesen ist. Wir waren schon mal im Bett, da läutete es, "Herr Berry, es sind Amerikaner eingetroffen, sie müssen wieder kommen, um zu spielen! Bis ich die Musiker wieder zusammen hatte, verging eine lange Zeit. Sie wussten, dass ich gerne Witze machte, und sagten "Ja, ja, ja, wir kommen schon"; aber bis sie endlich begriffen hatten, dass es diesmal ernst gemeint war.... Sie wurden dann allerdings auch gut bezahlt. Auch sowas gibt es heute nicht mehr...

Die "Terrasse-Bar" in Zürich hatte eine Direktorin, Frau Lüthi. Unser Pianist wurde als Schiedsrichter nach Brüssel eingeladen. Ich schlug einen Ersatzmann vor, sagte aber, der hätte nicht denselben Swing. Da meinte Frau Lüthi: "Er bekäme dieselbe Gage, müsse aber denselben Swing mitbringen". Sie dachte wohl, "Swing" sei irgendein Gegenstand, ein Instrument". Das Gelächter bei den herumstehenden Musikern war nicht mehr zu überhören...

1985 hatten wir eine Radiosendung: "The Berry's comeback", mit Uli Beck. Nach 30 Jahren haben wir uns alle wieder getroffen, wir sind in Tränen ausgebrochen. Ohne Probe spielten wir drauflos. Es gab daraus eine Platte (2). Da war auch der gute spanische Trompeter Antonio Conte mit dabei, er spielte so in der Art von Miles Davis.

Dies und das ...

Ich habe 1939 auch mit Teddy Stauffers Orchester Platten gemacht. Dies war im "Corso", Zürich, anlässlich einer Jazz-Matinee, morgens von 11 - 12 Uhr. Die Veranstaltung fand zugunsten des Roten Kreuzes statt (ich besitze noch ein Anerkennungsschreiben!). Ich ersetzte Polo Guggisberg, der in den Militärdienst einrücken musste.

Mac Strittmatter - er war ein unerhörter "Fäger" - sagte immer, "dr Teppich muess ane" - und meinte damit einen guten Schlagzeuger und einen guten Bassisten, beide waren für ihn sehr wichtig.

Bob Engel führte zusammen mit seinem Bruder ein Schuhgeschäft in Genf, sie hatten ein gutes Orchester und kamen unter anderem auch nach Zürich ins "Esplanade".

Die Lanigiros waren keine grossen Jazzer, aber ein "glattes", gutes Orchester, ich mochte sie sehr.

Cedric Dumont hatte gute Radiomusik gemacht. Auch sein Nachfolger, Hans Moeckel. Moeckel war auch ein ausgezeichneter Musiker.

Ich habe während sieben Jahren im "Atlantis" in Basel gespielt. Einmal kam Fred Böhler mit seiner Drehorgel, mit Lämpli und all dem Zeugs; das hat kräftig "Bum-bum-bum" gemacht, aber Böhler hatte damit nicht den erhofften Erfolg. Zuvor leitete Böhler im Kursaal Bern allerdings ein sehr gutes, erfolgreiches Orchester.

Es gibt heute kaum mehr gute Barpianisten. Denis Armitage ist einer davon. Aber auch Zimmermann verkauft sich gut, er ist eben kommerziell. Freddy Tall war ein guter Barpianist, er ist jetzt tot, er war vergleichbar mit Zimmermann.

Ich war fast überall in Europa. In Paris habe ich im "Blue Note" mit Jack Dieval gespielt, ich habe dort auch Buddy Rich kennengelernt, wir hatten Jam Sessions.

-

(1) Es handelt sich hier um Billy White (richtiger Name = Belajeff, von russischer Nationalität), Schlagzeuger, der in England mit Louis Armstrong auftrat, in der Schweiz u.a. mit den Magnolians und Bob Engel spielte.

(2) Diese Platte ist uns nicht bekannt. Wer weiss mehr darüber?

-

Aufgenommen von Otto Flückiger, am 29. Dezember 1981 (telephonisch) und am 9. Juli 1997 in Zürich. Transkription: Trudi Flückiger/Bearbeitung: Ewald Kaeser. Electronic Editing: Armin Büttner. (c) August 1998

(Otto Flückiger, Jazzdocumentation.ch)

-

Zusammengestellt von Thomas Schärer